Vor mehr als 180 Jahren stand fast ganz Europa im Banne des großen und mächtigen Feldherrn Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Bonaparte marschierte 1805 mit seinem Herr auch nach Österreich. Obzwar Napoleon beim Marsch durch Oberösterreich südlich der Donau blieb und Mühlviertler Boden nicht betrat, blieb die Mühlviertler Bevölkerung nicht von den Franzosen verschont. Abgesprengte Truppen, sogenannte Marodeure, zogen abseits der eigentlichen Marschroute plündernd und brandschatzend von Ort zu Ort. Alles, was sich ihnen entgegenstellte, wurde niedergemacht, Häuser wurden geplündert, und manches Gehöf ging in Flammen auf, wenn die Franzosen nicht erhielten, was sie begehrten.
Eines Tages hieß es auch in Pabneukirchen: Die Franzosen kommen! Überall herrschten Angst und Schrecken. Was war zu tun? Widerstand war zwecklos, das wussten die Pabneukirchner ganz gut. Viele Bewohner beschlossen daher, vor dem Feind zu fliehen und sich in den finsteren Wäldern, so gut es ging, zu verstecken. In aller Eile wurde das Lebensnotwendigste und all das, was man unbedingt retten wollte, gepackt und auf die Flucht mitgenommen. Einige Mutige beschlossen jedoch, dem Feind ins Auge zu blicken und der schrecklichen Dinge zu harren, die da auf sie zukommen würden. Auch der Dechant Ignaz Krumhaar verließ seinen Pfarrhof nicht.
Immer näher kamen die fremden Soldaten. Des Nachts färbte sich der Himmel blutrot, wenn die plündernde Truppe wieder ein Haus in Brand gesteckt hatte. Als die Franzosen unmittelbar vor dem Markt standen, ging ihnen der mutige Dechant entschlossen entgegen. Höflich begrüßte der Pfarrherr den französischen Hauptmann und lud ihn und seine Soldaten zu einem Imbiss und zum Verweilen im Pfarrhof ein. Anfänglich wollten die Franzosen auf diesen Vorschlag nicht eingehen, doch der Geistliche gab seine Bemühungen nicht auf, bis ihm sein Plan gelang. Sichtlich müde vom langen Marsch, waren die meisten Soldaten sehr froh, sich einmal in aller Gemütlichkeit ausrasten zu können. die Pfarrersköchin und ihre Gehilfinnen boten ihre ganze Kochkunst auf, um die hungrigen Soldaten mit den besten Leckerbissen zu verwöhnen.
Ein guter Tropfen tat dann noch ein übriges, um die wilden Krieger milder und sanfter zu stimmen. Als alle gesättigt waren und der kredenzte Wein seine Wirkung zeitigte, ging es sogar recht fröhlich zu. Die gelockerte Stimmung benützte der schlaue Pfarrer natürlich dazu, um an den napoleonischen Hauptmann mit der Bitte heranzutreten, Pabneukirchen ausnahmsweise zu verschonen. Beeindruckt von der großzügigen Gastfreundschaft und den freundlichen Worten des Priesters, versprach der Hauptmann den friedlichen Abzug seiner Soldaten aus dem Pfarrgebiet.
Am folgenden Morgen zogen die Franzosen, nachdem sie im Pfarrerstadel übernachtet hatten, ohne Schaden angerichtet zu haben, wieder weiter.
Nun kehrten die Pfarrbewohner aus ihren Verstecken zurück und fanden alles unversehrt. Ein Wunder war geschehen, hieß es. Das Wunder war aber niemand anderer als der mutige Dechant. Heute noch spricht man in Pabneukirchen vom mutigen Dechanten Ignaz Krumhaar, einem geborenen Preußen, und von seiner heldenhaften Tat.